„Schmerzpatienten müssen auch ambulant von interdisziplinären Teams behandelt werden können.“

Unerträgliches Ziehen im Rücken, Migräne, die den Tag verdunkelt oder Schmerzen in der Muskulatur – die Zahl derjenigen, die unter scheinbar unerklärlichen Qualen leiden, geht in die Millionen. Chronischer Schmerz ist längst zu einer teuren Volkskrankheit geworden; trotzdem hat unser Gesundheitssystem keine Antwort auf dieses Problem. Viele Patienten mit chronischen Schmerzen ziehen von Arzt zu Arzt, bekommen teure Medikamente und Therapien, doch nichts hilft. Am Ende werden viele als Hypochonder abgetan, stehen nicht selten Arbeitsausfall, Krankengeld, Frührente.

Um chronische Schmerzen zu lindern, braucht es oft mehr als Spritzen, Tabletten oder Tropfen; Betroffene kann man nicht im Fünf-Minuten-Takt behandeln. Eine komplexe Erkrankung erfordert eine komplexe Therapie. Doch noch gibt es zu wenige Spezialisten, die das erkennen. Wenn sich niedergelassene Ärzte durch eine dicke Patientenakte arbeiten müssen und sich für ein Gespräch länger Zeit nehmen, bekommen sie das nicht bezahlt.

Idealerweise arbeiten Mediziner, Physio-, Ergo- und Psychotherapeuten oder Pflegekräfte Hand in Hand. An den Schmerzambulanzen in vielen Krankenhäusern unserer Region ist das längst möglich. Doch Patienten müssen diese Behandlung selbst bezahlen oder sich mit ihrer Krankenkasse auseinandersetzen, ob und welche Kosten sie übernimmt. Für jene, die wegen ihrer chronischen Schmerzen nicht mehr arbeitsfähig sind, ist das oft ein unüberwindbares Hindernis.

Es ist höchste Zeit, eine spezialisierte Versorgung in die gesetzliche Krankenversicherung einzuführen. Schmerzpatienten müssen auch ambulant von interdisziplinären Teams behandelt werden können. Denn je eher ihnen geholfen wird, desto weniger Geld wird für sinnlose Therapien verschleudert, desto eher können sie in ihren Beruf zurückkehren. Das wäre für alle ein Gewinn.